Nach einem starken Rückgang der Schweizer Moore sind die verbliebenen Reste geschützt. Die Schutzmassnahmen reichen aber nicht aus, um die Qualität der Moore zu erhalten.
Moore sind wichtige Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten. Zudem speichern sie in ihrem Torf viel Kohlenstoff. Nach einem starken Rückgang der Schweizer Moore in den vergangenen Jahrzehnten sind die verbliebenen Reste rechtlich geschützt. Die bisherigen Schutzmassnahmen reichen aber nicht aus, um die Qualität der Moore zu erhalten.
Moore sind einzigartige Lebensräume. In den nassen und nährstoffarmen Biotopen gedeihen seltene und hochspezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Dazu zählen etwa die Arktische Smaragdlibelle und der Rundblättrige Sonnentau, der mit seinen Blättern Insekten fängt. 600 Tier- und Pflanzenarten gelten in der Schweiz als Moorspezialisten.
Moore sind fragil. Sie sind auf einen intakten Wasserhaushalt angewiesen. Trocknet ein Moor aus, weil es zum Beispiel über Gräben entwässert wird, verschwinden die moortypischen Pflanzen.
Im globalen Kohlenstoffhaushalt spielen Moore eine wichtige Rolle. In intakten Mooren wird abgestorbenes Pflanzenmaterial als Torf abgelagert, da es in der feuchten Umgebung nicht vollständig zersetzt wird. Deshalb zählen Moore weltweit zu den wichtigsten Langzeitspeichern für organisch gebundenen Kohlenstoff.
Moore bedecken zwar nur 3 Prozent der Erdoberfläche, speichern jedoch fast ein Drittel des in den Böden gebundenen Kohlenstoffs. Damit die Moore ihre CO2-Speicherfunktion erfüllen können, benötigen sie ganzjährig einen hohen Wasserstand.
In austrocknenden Mooren baut sich der Torf wegen vermehrter Luftzufuhr ab; dabei entweicht CO2 in die Atmosphäre. Der Schutz der Moore gehört daher neben der Erhaltung der Wälder zu den wichtigsten Pfeilern im Klimaschutz im Bereich der Landnutzungsänderungen.
Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde in den Hochmooren und zum Teil auch in den Flachmooren Torf als Brennstoff abgebaut. Zahlreiche Moore wurden vollständig abgetorft. Alleine in den Kriegsjahren 1939 bis 1945 wurden 2,5 Millionen Tonnen Torf für Heizzwecke verbrannt.
Im 19. Jahrhundert wurden die Flachmoore des Mittellands durch grosse Meliorationen stark dezimiert. Alleine die Juragewässerkorrektion von 1869 bis 1888 legte zwischen dem Bieler-, Neuenburger- und Murtensee 400 Quadratkilometer Moorfläche trocken. Durch Melioration und Torfabbau sind seit 1900 über 80 Prozent der damals noch vorhandenen Moore verschwunden.
Nach der Annahme der Rothenthurm-Initiative 1987 wurden die national bedeutendsten Moore in Bundesinventare aufgenommen. Damit ein Moorobjekt nationale Bedeutung erlangt, muss es eine Mindestfläche (Hochmoore: 625 Quadratmeter; Flachmoore 1 Hektare) und eine gewisse Zahl moortypischer Pflanzen aufweisen.
Im Bundesinventar der Hochmoore sind zurzeit 545 Moore mit einer Gesamtfläche von 1500 Hektaren aufgelistet – das sind 0,04 Prozent der Landesfläche. Im Bundesinventar der Flachmoore sind insgesamt 1'171 Moore mit einer Gesamtfläche von 20'000 Hektaren enthalten.
Für alle Moorobjekte gilt gemäss der Hoch- und Flachmoorverordnung, dass sie in Qualität und Quantität zu erhalten sind. Zur Überwachung der Schutzmassnahmen wurde die «Wirkungskontrolle Moorbiotope» ins Leben gerufen.
Das Projekt wird von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) durchgeführt. In 125 zufällig ausgewählten Moorobjekten untersuchte die WSL die Vegetation.
Dabei wurden die Vegetationserhebungen der ersten Periode (1997–2001) mit denjenigen der zweiten Periode (2002–2006) verglichen. Indikatoren für die ökologische Entwicklung der Moore sind Feuchtigkeit, Nährstoffversorgung, Humusgehalt und Verbuschungsgrad (Gehölzanteil).
Erhebungen im Feld und die Auswertung von Luftbildern erlaubten Aussagen über alle Moortypen in allen Höhenlagen und Regionen der Schweiz.
Die Ergebnisse zeigen, dass die quantitativen Ziele des Moorschutzes erreicht wurden: Die Moore blieben in ihrer Fläche annähernd erhalten. Die Qualität der Moore hat jedoch deutlich abgenommen. Dies betrifft vor allem Veränderungen des Wasserhaushalts sowie der Nährstoff- und Lichtverhältnisse.
In manchen Hochmooren waren die qualitativen Verluste beziehungsweise die Veränderung der Vegetationszusammensetzung so gross, dass die Hochmoorfläche in der Beobachtungsperiode um 10 Prozent abgenommen hat. Der grösste Teil dieser Flächen wurde neu als Flachmoor klassifiziert.
Bei den Flachmooren fand zudem eine Verschiebung von seltenen und naturschützerisch wertvollen Vegetationsgesellschaften zu häufiger vorkommenden statt, die aus Sicht des Naturschutzes eine geringere Qualität aufweisen.
Die Erhebung des Zustands und der Entwicklung der Moore wird künftig im Projekt «Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz» weitergeführt. In diesem von der WSL im Auftrag des Bafu Anfang 2011 gestarteten Projekt wird analysiert, wie sich alle Biotoptypen von nationaler Bedeutung – neben den Mooren auch Auen, Amphibienlaichgebiete sowie Trockenwiesen und -weiden – langfristig entwickeln.
Luftbildanalysen dokumentieren grobe Veränderungen wie Verbuschung oder Umnutzung, detaillierte Felderhebungen erfassen subtilere Veränderungen wie das Verschwinden von Pflanzenarten und in den Laichgebieten werden die Amphibien gezählt. Mit diesen Daten können Veränderungen nicht nur aufgezeigt, sondern auch ökologisch und naturschutzfachlich bewertet werden.
Bilder
Rundblättriger Sonnentau, Arktische Smaragdlibelle, Hochmoor Schwantenau SZ (Fotos: Helen Küchler) / Regeneration eines Hochmoors bei Rothenthurm SZ (Foto: Michael Erhardt) / Verteilung der 1'171 Flachmoore und 545 Hochmoore von nationaler Bedeutung (Karte: Eidg. Forschungsanstalt WSL)
Autoren
Aus: TEC21 – Fachzeitschrift für Architektur, Ingenieurwesen und Umwelt
Heft Nr. 27-28 vom 28. Juni 2013, Seite 19-21