Verdichtetes Bauen versus Denkmalschutz | 18.06.2015

Der Grosse Rat des Kantons Bern ist der Meinung, dass der Denkmalschutz verdichtetes Bauen erschwert und deshalb gelockert werden muss. Von den heute unter Schutz stehenden Gebäuden sollen 15‘000 Stück ihren Status verlieren.

Eine der zentralen Strategien, um die Landschaft zu schonen und landwirtschaftliche Flächen zu erhalten ist eine bessere Nutzung der bestehenden Siedlungsflächen. Verdichtung ist das Zauberwort. Doch was passiert, wenn ein Neubauprojekt durch ein erhaltenswertes Gebäude behindert wird? 

Das Bauinventar Bern wird überarbeitet

Der Grosse Rat des Kantons Bern möchte zur Erleichterung des verdichteten Bauens den Denkmalschutz lockern. Die Schutzkategorie «erhaltenswert» soll abgeschafft werden. Kritische Stimmen sind sich aber nicht sicher, ob dies der richtige Weg ist, die weitere Verdichtung nach innen zu fördern.
Im Kanton Bern stehen heute gut 10 Prozent aller Gebäude unter Denkmalschutz. In der Bundeshauptstadt selbst sind sogar 20 Prozent als denkmalgeschützte Gebäude erfasst. 

Erhaltung und Verdichtung stehen sich nicht im Weg

In der Ausgabe des «Bund» vom 2. Februar 2015 erklärt Raumplanungsexperte Urs Heimberg, dass sich Erhalten und Verdichten nicht im Weg stehen. «Ein geschütztes Gebäude verhindert die Verdichtung in der Regel nicht.» Heimberg glaubt, dass Verdichten zu oft noch mit Klotzen verwechselt wird. Es gehe aber nicht darum, eine maximale Baudichte mit Hochhäusern oder anderen ortsfremden Siedlungen anzustreben. «Vielmehr sollten wir vorhandene Werte miteinbeziehen, diese zu neuem Leben erwecken und in einen lebendigen Kontrast mit neuer Bausubstanz setzen.» Es brauche bei der inneren Verdichtung spezifische Lösungsansätze, die auf den jeweiligen Ort und den Kontext zugeschnitten seien. 

Der Denkmalschutz wehrt sich

Den Denkmalschutz zu lockern ist für Denkmalschützer der falsche Weg. «Der Wohnraum werde nicht durch die denkmalgeschützten Gebäude verteuert, sondern dadurch, dass die Bevölkerung immer mehr Platz beansprucht. Meist seien auch nicht Behörden der Grund, warum keine Umbauten stattfänden, sondern Private. Zahlreiche Gerichtsfälle würden zudem belegen, dass der Denkmalschutz seine Aufgabe mit praktischem Sinn wahrnehme. Denkmalgeschützte Bauten seien Fragmente der Identität des Landes und mit entsprechendem Schutz zu würdigen.»

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